KVBW warnt vor Internetpraxen

Fechner: „Dubiose und fragwürdige Geschäftspraktiken“

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hat vor der Inanspruchnahme sogenannter Internetpraxen und Gesundheitsportalen gewarnt. „Wir bekommen derzeit häufiger Mitteilung davon, dass mit sehr fragwürdigen Geschäftspraktiken versucht wird, Geld im Gesundheitssystem zu verdienen. Dazu gehören auch Internetpraxen im Ausland und andere Anbieter von Gesundheitsleistungen, die über das Internet operieren“, sagte KVBW-Vorstand Dr. Johannes Fechner am Donnerstag in Stuttgart.

Fechner stellte klar, dass es nach aktueller Gesetzeslage verboten ist, ärztliche Leistungen nur über das Internet zu erbringen. „Wir raten dringend davon ab, derartige Angebote wahrzunehmen. Gesundheitsberatung ist Vertrauenssache. Bei der Inanspruchnahme von Internetpraxen beispielsweise weiß der Patient nicht, wer die Leistung überhaupt erbringt. Darüber hinaus ist es äußerst fragwürdig, Ferndiagnosen aufgrund von Fragebögen vorzunehmen, ohne ein einziges Mal den Patienten zu sehen. Klar ist auch, dass die Gesetzliche Krankenversicherung in diesen Fällen keinerlei Kosten übernimmt, weder für die Behandlung noch bei den Medikamenten.“ Fechner ergänzte, dass derartige Praxen im Ausland auch keinerlei Qualitäts- und Fortbildungsbestimmungen unterliegen, wie sie heute für Praxen in Deutschland gelten - von allen Fragen der Haftung und Dokumentation einmal abgesehen.

Neben Interpraxen bieten in Deutschland auch einige Gesundheitsportale medizinische Beratung an. „Selbstverständlich ist es wichtig, dass Patienten sich über das Internet informieren und sich in entsprechenden Portalen austauschen - besonders bei chronischen Erkrankungen. Gerade Selbsthilfegruppen leisten hier wertvolle Arbeit, die von der KVBW auch unterstützt wird. Aber wir können nur unbedingt davon abraten, Gesundheitsportale zur medizinischen Beratung zu nutzen und damit den Besuch beim Arzt zu ersetzen. Entsprechende Untersuchungen, etwa der Stiftung Warentest, bestätigen uns in dieser Haltung. In vielen Fällen werden die Patienten schlichtweg abgezockt. Im Extremfall kann dies für die Patienten wirklich gefährlich werden, wenn falsche oder unvollständige Informationen an den Patienten gegeben werden.“

Für Fechner steht außer Frage, dass die eigene Gesundheit nur jemandem anvertraut werden sollte, zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht. „Deutschland hat heute das beste Gesundheitssystem der Welt, weil es unter anderem ein flächendeckendes ambulantes Netz an hochqualifizierten Ärzten gebildet hat, welches weltweit einzigartig ist. Patienten sollten dieses Netz für die Behandlung und Diagnose von Krankheiten sowie zur Beratung in Sachen Gesundheit nutzen.“