Ärztlicher Bereitschaftsdienst

Medizinische Hilfe außerhalb der Sprechstunde

Sie fühlen sich krank – spätabends, am Wochenende oder an einem Feiertag. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin hat jetzt geschlossen, aber Sie brauchen schnell ärztlichen Rat oder ein rezeptpflichtiges Medikament. Sie stellen sich vielleicht die Frage: Muss ich jetzt in die Notaufnahme? Ist der Weg ins Krankenhaus wirklich die beste Lösung? Hier erfahren Sie, wann Sie unbedingt den Notruf wählen sollten und welche Alternativen es bei weniger schweren Krankheits­symptomen gibt.

Wir sagen Ihnen, wohin Sie sich bei kleinen und großen medizinischen Notfällen außerhalb der üblichen Sprechzeiten wenden können. Der ärztliche Bereitschaftsdienst (manchmal auch ärztlicher Notdienst oder Notfalldienst genannt), den die nieder­gelassenen Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg für Sie organisieren, hilft kompetent und oftmals schneller als die vielerorts überlasteten Notaufnahmen.

In manchen Situationen ist es nicht leicht zu unterscheiden, ob es sich um einen echten Notfall handelt oder ob die Beschwerden harmlos sind. Wenn Lebensgefahr besteht, ist klar: Sofort die 112 wählen oder eine Notaufnahme aufsuchen.

Was tun, wenn die Praxis geschlossen hat?

1. Handlungsoption: Abwarten

Kann der Arztbesuch bis morgen warten?

Sie fühlen sich nicht gut, aber Sie kennen die Symptome und können sie richtig einordnen. Sie haben die nötigen Hausmittel oder Medikamente zu Hause und vertrauen darauf, dass es Ihnen bald wieder besser geht. Es reicht, wenn Sie sich schonen und am nächsten Werktag die Arztpraxis Ihres Vertrauens aufsuchen. Wenn Ihre Beschwerden schon seit mehreren Tagen oder gar Wochen bestehen, vereinbaren Sie bitte ganz regulär einen Termin in der Sprechstunde bei einer Hausarzt- oder Facharztpraxis Ihrer Wahl.


2. Handlungsoption: Notfallpraxis

Der Arztbesuch kann nicht bis morgen warten!

Ihre Situation ist nicht bedrohlich, aber Sie können nicht so lange warten, bis Ihr Arzt am nächsten Werktag wieder Sprechstunde hat. Sie gehören nicht in die Notaufnahme und können sich die oftmals langen Wartezeiten dort sparen. Sie sind ein Fall für den ärztlichen Bereitschaftsdienst, der immer dann erreichbar ist, wenn normale Praxen nicht geöffnet haben. Über den Patienten­service unter der Rufnummer 116117 erfahren Sie Adresse und Öffnungs­zeiten der nächst­gelegenen Notfallpraxis. Für bettlägerige Menschen können die geschulten Fachkräfte einen Hausbesuch organisieren. Die kostenlose Telefon­nummer funktioniert ohne Vorwahl und ist rund um die Uhr besetzt.

Ohne Anruf und Termin direkt in die Notfallpraxis

Wenn Sie schon wissen, wo die nächste Notfallpraxis liegt und wann sie offen hat, müssen Sie nicht erst die 116117 anrufen. In dringenden medizinischen Fällen gehen Sie einfach direkt hin. Unsere interaktive Karte zeigt Ihnen auf einen Blick, wo in Ihrer Nähe unser ärztlicher Bereitschaftsdienst einen Standort hat.

Mit diesen Symptomen sind Sie in der Notfallpraxis richtig:

  • Erkältung oder Grippe mit hohem Fieber (> 39 °C)
  • schwerer Magen-Darm-Infekt (z. B. anhaltender Brechdurchfall)
  • starke Hals- oder Ohrenschmerzen
  • akuter Harnwegsinfekt
  • akute starke Rückenschmerzen
  • akute starke Bauchschmerzen
  • kleinere Verletzung (z. B. Schnittwunde)

3. Handlungsoption: Notruf 112

Akuter Notfall: Wenn jede Minute zählt:

Sie hatten einen Unfall und sind schwer oder sogar lebensbedrohlich verletzt? Oder Sie haben auf einmal starke Beschwerden und machen sich Sorgen um Ihr Leben? Verlieren Sie keine Zeit: Wählen Sie die 112. Bei einem akuten Notfall brauchen Sie sofort den Rettungs­dienst oder die Notaufnahme eines Krankenhauses.

Mit diesen Symptomen sind Sie bei der 112 richtig:

  • Bewusstlosigkeit, Herzstillstand oder erhebliche Bewusstseinstrübung
  • Atemstillstand oder schwere Atemnot
  • Verdacht auf Herzinfarkt (z. B. starke Brustschmerzen, Druckgefühl und Enge im Brustkorb)
  • Verdacht auf Schlaganfall (z. B. Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl, Sprachstörungen, Sehstörungen)
  • starke Blutung oder Schock
  • Unfall (Stromunfall, Badeunfall etc.)
  • starke Verbrennung
  • Vergiftung
  • akute Suizidgefahr
  • Krampfanfall
  • Komplikationen in der Schwangerschaft
  • plötzlich auftretende heftigste Schmerzen (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Brustschmerzen)

Nicht ohne Not in die Notaufnahme

Die Notaufnahme ist oft die erste Wahl, aber nicht immer die beste Lösung. Wer kein echter Notfall ist und hofft, dort schneller dranzukommen, täuscht sich. Je schwerer die Verletzung oder Erkrankung, desto rascher wird geholfen. Wer mit einer Bagatelle in die Notaufnahme geht, muss sich auf stundenlanges Warten einstellen. Viele unserer Notfallpraxen befinden sich übrigens in den Räum­lich­keiten von Kliniken. So können die medizinischen Fachleute Sie im Ernstfall direkt in die Notaufnahme des Krankenhauses weiterleiten.

Notfall oder nicht? Online-Entscheidungshilfe in Minuten

Übrigens: Neben der medizinischen Auskunft am Telefon gibt es eine weitere Möglich­keit, Ihre gesundheitlichen Probleme professionell einschätzen zu lassen. Der inter­aktive Wegweiser „Patienten-Navi online“ (SmED) ist im Internet aufrufbar. Dieser hilft Ihnen mit gezielten Fragen per Chat dabei, die richtige Entscheidung zu treffen.

SmED steht für „Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland“. Wenn Sie sich unsicher sind, wohin Sie sich mit einem medizinischen Problem wenden sollen, bekommen Sie mit dieser kostenlosen Online-Erst-Einschätzung eine hohe Handlungssicherheit, da die systematische Abfrage von Krankheitssymptomen, Vorerkrankungen und Risikofaktoren Alarmsignale und Warnzeichen für gefährliche Verläufe zuverlässig identifiziert. Als Ergebnis erhalten Sie eine Aussage zur Dringlich­keit (z. B. Notfall, sofort, taggleich) und zur passenden Anlaufstelle (z. B. Rettungs­dienst, Notaufnahme, Hausarzt, Online-Sprechstunde „docdirekt“) sowie Hinweise zur Selbstbehandlung.


docdirekt

Unter der 116117 erreichen Sie auch unsere Online-Sprechstunde docdirekt. Hier erreichen Sie Allgemein- sowie Kinder- und Jugendmediziner. Alternativ können Sie docdirekt auch über die App nutzen.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst – Fragen und Antworten

Der ärztliche Bereitschaftsdienst kümmert sich um Patientinnen und Patienten, die dringend außerhalb der Sprechzeiten ärztliche Hilfe brauchen. Er ist für Menschen da, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber trotzdem nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten können. Hier bekommen Sie professionelle medizinische Hilfe bei gesundheitlichen Beschwerden, mit denen Sie normalerweise taggleich in eine Hausarztpraxis oder zum Facharzt gehen würden. In der sprech­stunden­­freien Zeit – also beispielsweise spätabends, am Wochenende oder an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten – sichern unsere Notdienstpraxen die ambulante ärztliche Versorgung.

Sie können sich bei medizinischen Beschwerden an diese Praxen wenden und damit auch die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten. Wir als Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) betreiben den Großteil der insgesamt 107 Notfallpraxen in Baden-Württemberg (Stand: Juli 2024), vorrangig allgemein­ärztliche Bereitschaftspraxen sowie in allen großen Städten zusätzlich spezielle Notfallpraxen für Kinder und Jugendliche. An einigen Standorten finden Sie außerdem einen Augenarzt oder HNO-Arzt, der Wochenenddienst macht.

Den nächsten Bereitschaftsarzt in Ihrer Nähe finden Sie am einfachsten über unsere Online-Karte: Notfallpraxis finden »

Wenn Sie lebensbedrohlich oder folgenschwer verletzt sind oder sich aufgrund Ihrer Beschwerden Sorgen um Ihr Leben machen, sollten Sie immer den Rettungsdienst (112) rufen. Haben Sie keine lebensbedrohlichen Beschwerden, können aber auch nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten, sollten Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117) wenden. 

Den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117) können Sie z. B. aufsuchen bei

  • starker Erkältung mit Fieber
  • anhaltendem Brechdurchfall
  • starken Hals- oder Ohrenschmerzen
  • akuten Bauchschmerzen
  • akuten Rückenschmerzen

Den Rettungsdienst (112) sollten Sie rufen bei z. B.

  • schwerer Atemnot
  • Bewusstlosigkeit
  • starken Brustraum- oder Herzbeschwerden
  • akuten Krampfanfällen
  • Verbrennungen oder Vergiftungen
  • Strom- oder Ertrinkungsunfällen
  • Unfällen mit Verdacht auf starke Verletzungen

Wie dringend eine ärztliche Behandlung notwendig ist, hängt immer von Ihrem persönlichen Schmerz- und Wohlbefinden ab.

Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Ihre Beschwerden einordnen können und einfache Hausmittel oder Medikamente vorerst helfen, sollten Sie von einem Besuch beim Bereitschaftsarzt oder gar in der Notaufnahme absehen. Klingen die Symptome nicht ganz ab und dauert Ihre Erkrankung an, sollten Sie am nächsten Werktag Ihren Hausarzt aufsuchen.

Nein. Sie können entweder direkt eine geöffnete Notfallpraxis in Ihrer Nähe aufsuchen oder die 116117 wählen. Bei der Hotline 116117 nehmen geschulte Mitarbeiter Ihr Anliegen auf und geben Ihnen im Normallfall den Standort und die Öffnungszeiten der nächsten Bereitschaftsdienstpraxis durch. Wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mobil sind, können die Fachleute bei der 116117 einen Arzt oder eine Ärztin zu Ihnen nach Hause schicken, falls das medizinisch erforderlich ist.

Online-Recherche statt Warteschleife

Statt am Telefon können Sie Ihre gesundheitlichen Beschwerden online von einem Chatbot abfragen lassen, um einen fundierten Rat zu erhalten, wohin Sie sich am besten wenden: Patientennavi starten Den nächsten Standort des ärztlichen Bereitschaftsdienstes finden Sie ebenfalls im Internet – am einfachsten über unsere Online-Karte: Notfallpraxis finden »

Im ärztlichen Bereitschaftsdienst sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte tätig, die gemeinsam einen allgemeinärztlichen Bereitschaftsdienst organisieren. Sie leisten den Dienst zusätzlich zu ihrer täglichen Arbeit in der Praxis. Der Bereit­schafts­­dienst verfügt über Ärzte aller Fachgruppen. In einigen Regionen gibt es auch einen kinderärztlichen Bereitschafts­dienst sowie spezielle Bereitschafts­dienstpraxen mit Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und Augenärzten.

Den nächsten Bereitschaftsarzt in Ihrer Nähe können Sie am einfachsten über unsere Online-Karte lokalisieren: Notfallpraxis finden »

Für akute Zahnschmerzen gibt es zudem den zahnärztlichen Bereitschafts­dienst. Mehr Informationen zum zahnärztlichen Bereitschafts­dienst finden Sie bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.

Auch bei akuten Krankheitsfällen von Kindern können Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. In 25 großen Städten in Baden-Württemberg, beispielsweise in Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Freiburg oder Heidelberg gibt es zudem spezielle Kindernotfallpraxen. Wenn kein Wochenenddienst beim Kinderarzt verfügbar ist, kann der allgemeine Bereitschaftsdienst (hausärztlich) eine geeignete Anlaufstelle sein. Wenn ein zusätzlicher Bereitschaftsdienst der Kinder- und Jugendmediziner, also ein kinderärztlicher Bereitschaftsdienst in der Region verfügbar ist, ist der natürlich die bessere Wahl.

Kinder-Notfallpraxis in Baden-Württemberg finden

Den nächsten Kinder- und Jugendmediziner als Bereitschaftsarzt in Ihrer Nähe finden Sie am einfachsten über unsere Online-Karte: Notfallpraxis finden »

Ja. Der ärztliche Bereitschaftsdienst versorgt sowohl gesetzlich Versicherte als auch Privatpatienten. Die Kosten der Behandlung werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen (hier abhängig vom Vertrag und Selbstbehalt) übernommen.

In Baden-Württemberg gibt es 107 Notfallpraxen (Stand: Juli 2024). Ärzte und Ärztinnen, die Dienst haben, arbeiten bei uns in aller Regel in zentralen Bereit­schafts­dienst­praxen, die oftmals direkt in Krankenhäusern untergebracht, aber organisatorisch von diesen getrennt sind.

Den nächsten Bereitschaftsarzt in Ihrer Nähe finden Sie am einfachsten über unsere Online-Karte: Notfallpraxis finden »

Mit der kostenlosen App des ärztlichen Bereitschaftsdienstes haben Sie jederzeit die Übersicht über geöffnete Bereitschaftsdienstpraxen in Ihrer Nähe.


Sie brauchen einen Arzt?