Krampfhafte Selbstprofilierung: die Realitätsferne des Herrn von Stackelberg

Als „krampfhafte Selbstprofilierung, bei der ich hoffe, dass sie keinen Krankheitswert erreicht“ hat der Vorsitzende der KVBW, Dr. Norbert Metke, die Forderung des stv. Vorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus v. Stackelberg, bezeichnet, die Honorare der Ärzte in städtischen Regionen zugunsten des Landes abzusenken sowie Zulassungen nur noch auf Zeit zu vergeben.

Metke stellte klar, dass das Denken in Über- und Unterversorgung der Vergangenheit angehört. „Wir haben eine alte Bedarfsplanung, die mit völlig überholten Zahlen aus den 90er Jahren operiert. Überversorgung ist eine reine Rechengröße, die viele Tatsachen in der Versorgung nicht berücksichtigt. Dazu gehören etwa die Pendler in den Großstädten. Die Stadt Stuttgart hat beispielsweise bei einer Einwohnerzahl von knapp 580.000 Einwohner jeden Tag 211.000 Arbeiter und Angestellte, die aus dem Umland in die Stadt pendeln - und von denen ein Teil dort natürlich auch zum Arzt geht. Wenn der GKV-Spitzenverband nun fordert, dass den Fachärzten in den Zentren das Honorar zu Gunsten ländlicher Regionen gekürzt werden soll, dann zeigt dies, dass dort völlig überholte Vorstellungen über die Versorgungsrealität vorliegen. Auch aus fachlicher Sicht ergibt das keinen Sinn. Der GKV-Spitzenverband hat sich über Jahre hinweg dafür eingesetzt, dass deutschlandweit gleiches Honorar für gleiche Leistung bezahlt wird, nun soll das sogar regional unterschiedlich sein“, so der Vorstandsvorsitzende der KVBW. Metke mahnte denn auch mehr Ernsthaftigkeit beim GKV-Spitzenverband an: „Medizin in den niedergelassenen Praxen ist keine Soap-Opera, die vor dem Hintergrund eines möglichst hohen Unterhaltungswerts produziert wird, sondern harte Realität für alle dort Tätigen. Wir sollten den Ärzten und dem Praxispersonal das Gefühl geben, dass wir ihr Bemühen um die Versorgung der Patienten ernst nehmen.“

Metke warf v. Stackelberg vor, die Probleme in der Versorgung nicht anerkennen zu wollen: „Wer in Zeiten eines drohenden Ärztemangels seine Energie darauf verwendet, Arztpraxen zu schließen, sollte darauf achten, dass dies nicht in eine Entwicklung führt, in der die Hilfe eines niedergelassenen Psychotherapeuten erforderlich wird - wenn sich denn noch einer findet. Zulassungen auf Zeit sind Forderungen aus der Mottenkiste der Planwirtschaft. Das Hauptproblem, warum sich die jungen Mediziner heute nicht niederlassen, ist die fehlende Planungssicherheit, weil sich die Rahmenbedingungen permanent ändern. Gerade solche Forderungen verschärfen das noch einmal. Sie sind nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Wir brauchen keine Kassenfunktionäre, die sich auf dem Rücken der Patienten und der Ärzte selbst profilieren wollen, sondern Verantwortliche, die die Realität wahrnehmen und konstruktiv daran arbeiten, die Versorgung auf Dauer aufrechtzuerhalten.“