Im grünen Bereich: Reformkonzept des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes geht auf

Erstes Zwischenfazit nach erfolgten Praxisschließungen

Das Reformkonzept der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst hat sich bewährt. Die Versorgung außerhalb der regulären Sprechstundenzeiten funktioniert auch nach der Schließung von neun Bereitschaftspraxen zuverlässig.

„Seit dem 31. März 2025 bis heute haben wir neun Bereitschaftspraxen geschlossen. Damit können wir bereits ein erstes Zwischenfazit ziehen. Kurz gesagt: Es ist alles im grünen Bereich. Nennenswerte Probleme konnten wir bislang nicht feststellen“, erläutert die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Doris Reinhardt. 

Die KVBW hat die Schließung der Praxen eng begleitet. „Wir haben nach jeder Praxisschließung ein engmaschiges wöchentliches Monitoring durchgeführt“, so Reinhardt weiter. „Das bedeutet, dass wir Rückmeldungen der Notaufnahmen, unserer Praxen, des Rettungsdienstes und der 116117 in Bezug auf die Zahl der Patienten und Hausbesuche eingeholt haben. Das Ergebnis ist erfreulich. Insgesamt werden uns keine signifikanten Zunahmen der Patientenzahlen in den Notaufnahmen gemeldet.“ 

In einigen wenigen Notaufnahmen gab es in den ersten zwei bis drei Wochen ein leicht erhöhtes Patientenaufkommen, doch das normalisierte sich wieder. Manche Krankenhäuser hatten vorsorglich ihre Schichten personell verstärkt, konnten das aber nach wenigen Wochen wieder zurückfahren. Die von der KVBW in den verbleibenden Bereitschaftspraxen erweiterten ärztlichen Behandlungskapazitäten entlasten die Notaufnahmen vor Ort spürbar und kommen der Bevölkerung und damit der Versorgung insgesamt zugute. 

Anrufe bei der 112 haben nicht zugenommen

Die Rettungsleitstellen in den betroffenen Regionen berichten, dass es keine Zunahme der Anrufe bei der 112 oder der Rettungsdiensteinsätze gegeben hat. Das gleiche gilt für die 116117 und die Hausbesuche. „Und unsere Bereitschaftspraxen melden, dass die zusätzlichen Patienten gut aufgenommen und ohne größere Wartezeiten behandelt werden können. Die zusätzlichen Kapazitäten, die die KVBW hier geschaffen hat, haben sich bewährt. Daher überrascht es auch nicht, dass bei uns keine Patientenbeschwerden eingegangen sind“, so Reinhardt. „Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Telemedizin: Inzwischen wird rund jede zwanzigste Beratung bei der 116117 telemedizinisch durchgeführt. Die Zahlen steigen hier kontinuierlich an.“

Die KV-Vorständin sieht die KVBW daher gut für die weiteren Schließungen aufgestellt: „Dieser positive Trend ist auch der akribischen Vorbereitung, der umfangreichen Analysen und der umfassenden Kommunikation mit den Beteiligten zu verdanken. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Kliniken und dem Rettungsdienst hat sich bewährt.“ Sie stellte klar: „Alle Befürchtungen, die aus Teilen der Landespolitik und aus der kommunalen Ebene gegenüber der Bevölkerung verbreitet wurden, haben sich nicht bewahrheitet. Es war schon bemerkenswert, welche Ängste geschürt wurden. Davon ist nichts eingetreten. Die Schließung der Praxen ist gut verlaufen, die Bürgerinnen und Bürger haben sich daran gewöhnt, dass nun eine andere Bereitschaftspraxis für sie zuständig ist.“ 

Aus Sicht der KVBW wäre es falsch gewesen, das Konzept zurückzustellen, wie es teilweise gefordert wurde. „Es zeigt sich immer mehr, wie richtig es ist, dass wir schnell und konsequent handeln. Die Probleme in der Regelversorgung werden immer größer. Zu glauben, das Aussitzen zu können, wäre unverantwortlich. Die KVBW hat ein weiteres Mal gezeigt, dass sie ihrem Sicherstellungsauftrag nachkommt und dabei auch unbequeme Maßnahmen nicht scheut.“

Unterstützung durch Landessozialministerium als Erfolgsfaktor

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war aus Sicht von Dr. Reinhardt die Unterstützung durch das Landessozialministerium. „Wir sind sehr dankbar, dass Minister Manne Lucha die Reform auch gegen heftigen Widerstand unterstützt hat.“

Die Schließung der Bereitschaftspraxen ist Teil einer umfassenden Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes im Land. In diesem Rahmen sind die Strukturen gebündelt worden. Bis zum Jahresende wird die KVBW weitere neun Bereitschaftspraxen schließen. Neben dem Dienst in den Bereitschaftspraxen bleibt der Hausbesuchsdienst unverändert aufrechterhalten. Ebenso wird die Telemedizin über die 116117 weiter ausgebaut.