KVBW-Vorstand erteilt GKV-Kürzungsvorschlägen eine klare Absage

Forderungen gefährden wohnortnahe und verlässliche Versorgung

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) erteilt den Forderungen des GKV-Spitzenverbandes nach massiven Kürzungen in der ambulanten Versorgung eine klare Absage. Die Vorschläge des Vorstandsvorsitzenden des GKV-SV, Oliver Blatt, seien inakzeptabel und gefährdeten die wohnortnahe und verlässliche Versorgung der Patientinnen und Patienten. 

„Die ambulante Versorgung ist das Rückgrat unseres Gesundheitssystems, und dieses droht unter der Last zusätzlicher Kürzungen zu brechen“, warnt Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun der KVBW. Schon jetzt führten die schlechten Rahmenbedingungen mit chronischer Unterfinanzierung, fehlendem medizinischer Nachwuchs in der Niederlassung und dem gleichzeitig steigenden Behandlungsbedarf zu massiven Engpässen. Allein in Baden-Württemberg sind rund 1000 Arztsitze unbesetzt.  
 
Mit rund 70 Mio. Euro nicht vergüteten Leistungen im Quartal erbringen baden-württembergische Haus- und Fachärzte schon jetzt einen inakzeptabel hohen solidarischen Beitrag zur Stabilisierung der GKV-Finanzen. Besonders fatal wäre es, bereits beschlossene Maßnahmen wie die Entbudgetierung der Hausärzte sowie die der Kinder- und Jugendärzte zurückzunehmen. „Gerade in der hausärztlichen und in der kinder- und jugendärztlichen Medizin ist die Lage bereits jetzt höchst angespannt. Werden hier erneut Kürzungen vorgenommen, verschärft sich die Situation dramatisch – zulasten der Patientinnen und Patienten“, so der KVBW-Vorstand.

Entbudgetierung auch im Facharztbereich längst überfällig

Anstatt weiter am Fundament der ambulanten Medizin zu sägen, müsse die Politik endlich die Potenziale und Ausbaumöglichkeiten der Praxen in den Blick nehmen. Im Gegensatz zur Auffassung des GKV-SV sei eine Entbudgetierung auch im fachärztlichen Bereich lange überfällig. Ein ehrlicher Blick auf die Ausgabenseite sei überfällig: Die Zuwächse in den GKV-Ausgaben resultieren seit Jahren vor allem aus dem stationären Bereich und den Arzneimittelkosten, nicht aus den niedergelassenen Praxen. „Dabei werden 97 Prozent aller Fälle zuverlässig von den Praxen vor Ort bewältigt“, hebt Dr. Braun hervor. 
 
 „Wer die ambulante Medizin weiter schwächt, gefährdet das Funktionieren unseres Gesundheitssystems. Ohne tragfähige wirtschaftliche Grundlagen können die Praxen ihre enorme Leistung nicht mehr erbringen. Leistungseinschränkungen und längere Wartezeiten für Patienten wären zwangsläufige Folgen.“ Der Betrieb einer Praxis müsse für die Inhaberinnen und Inhaber kostendeckend möglich bleiben, gerade in Zeiten wachsender Arbeitgeberfunktionen und zunehmender Anstellung von ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeitenden. „Wer jetzt über weitere Kürzungen oder gar eine Nullrunde nachdenkt, riskiert sehenden Auges den Kollaps der ambulanten Strukturen – und dem erteilen wir eine unmissverständliche Absage“, stellt der KVBW-Vorstand klar.   

Letzte Aktualisierung: 05.09.2025