Wir sind Baden-Württemberg – nicht Deutschland

Von angemessener Vergütung ärztlicher Leistungen bis zu einer Vergütung auf Taschengeldniveau in Baden-Württemberg

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. med. Norbert Metke, begrüßt die gründliche Analyse der Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes zur ärztlichen Einkommenssituation im Allgemeinen. „Die vom Statistischen Bundesamt dargelegten Zahlen dokumentieren, dass ein Teil der Ärzte analog vergleichbarer gesellschaftlicher Hochleistungsträger für ihre exzellente Arbeit adäquat vergütet wird. Der Durchschnitt der Ärzte wird aber bei einem Reinertrag von 13.833 EURO pro Monat nicht leistungsgerecht berücksichtigt.“

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. med. Johannes Fechner, ergänzt: „Ein durchschnittlicher Jahresreinertrag von ca. 180.000 EURO im hausärztlichen Bereich, bei ungeregelten Arbeitszeiten der Versorgerpraxis von weit über 50 Stunden pro Woche, führt zu einem hausärztlichen Nettoeinkommen von etwas über 5.000 Euro im Monat. Ein Nettoeinkommen in dieser Höhe spiegelt die Belastung und Verantwortung hausärztlicher Tätigkeit nicht wider, unter Berücksichtigung der Arbeitszeiten entspricht es eher einer Assistentenvergütung. Das Einkommen eines Hausarztes im Ausland liegt im Vergleich deutlich darüber. Dies führt dazu, dass die Alten gehen und die Jungen fliehen. So werden wir mittel- bis langfristig der Bevölkerung in der Bundesrepublik keine hausärztliche Versorgung mehr garantieren können.“

Dr. Metke führt weiter aus: „Das populistisch kommentierte Plus von 17 Prozent bundesweit ergibt sich weitgehend aus einer Erhöhung der ärztlichen Honorare in den neuen Bundesländern in 2008 um ca. 10 Prozent als 'West-Ost-Ausgleich‛. Damit sollte die Last der Wiedervereinigung nicht zu Lasten der Beitragszahler und der Ärzte, sondern zu Lasten der hierfür zuständigen Gesellschaft durch Angleichung der Gesundheitssysteme und einer deutlichen Verbesserung der Versorgung in den neuen Bundesländern kompensiert werden.“

Metke weiter: „Die für das Bundesgebiet veröffentlichten Zahlen stellen für Baden-Württemberg eine Fata Morgana politischer Possenspiele dar. Der Vergütungsanstieg für Baden-Württemberg lag von 2008 bis 2012 bei 9,09 Prozent. Das entspricht einem Jahresdurchschnitt von 1,81 Prozent, der von der Inflationsrate sowie einem gleichzeitigen Fallzahlanstieg von ca. 6 Prozent vollumfänglich neutralisiert wird. Es geht auch nicht primär um die Gesamtvergütung eines Arztes, sondern um die Bezahlung pro Fall. Für Jugendliche zwischen 6 und 13 Jahren hat das Statistische Bundesamt beispielsweise ein durchschnittliches Taschengeld von über 27 Euro im Monat ermittelt. Ein Scheinwert von ca. 60 EURO pro Quartal bei den Hausärzten stellt angesichts des Taschengeldes eines Jugendlichen im selben Zeitraum von mehr als 80 EURO eine groteske Vergütungssituation dar, die mittelfristig unzumutbar ist. Wir sind die gesundheitspolitische "Geberkuh" im Land − dies in einem baden-württembergischen Hochleistungssystem mit den niedrigsten Krankenhauskosten je Einwohner, nicht zuletzt durch ambulante Spitzenmedizin.“

 Deswegen begrüßt Metke die Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes nachdrücklich. Sie seien objektiv und nachvollziehbar − auch für die Vertragspartner im Lande − und zeigen den Nachholbedarf im Hochleistungssystem des Landes deutlich auf. Metke abschließend für die Ärzte und Psychotherapeuten in Baden-Württemberg: „Psychotherapeuten und Ärzte: Geht nicht, gibt es nicht. Auf geht's, packen wir's an.“