Fahrdienst im Ärztlichen Bereitschaftsdienst

Pilotprojekt in Mittelbaden startet im September 2025

Im Rahmen der umfassenden Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD) ist auch eine Neuausrichtung des Fahrdienstes vorgesehen. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hatte den Vorstand bereits 2023 mit der Aufgabe betraut, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln. Ziel ist eine nachhaltige Reduzierung der Dienstbelastung, insbesondere in den Nachtstunden, sowie eine bessere Auslastungssteuerung durch veränderte Strukturen und den Einsatz technischer Unterstützung.

Zentrale Eckpunkte der Neuausrichtung

Der Fahrdienst – neben den Bereitschaftspraxen die zweite tragende Säule des ÄBD – soll ab Herbst 2026 in einer optimierten Struktur umgesetzt werden.

Vorgesehen sind unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Vergrößerung der Dienstbezirke zur effizienteren Einsatzplanung und besseren Auslastung der eingesetzten Ärztinnen und Ärzte,
  • Einführung eines flächendeckenden Fahrdienstes in allen Dienstbereichen, um eine gleichmäßige und gerechte Verteilung der Einsätze zu gewährleisten,
  • Reduktion der Dienstbelastung, insbesondere durch eine geringere Zahl notwendiger Ärztinnen und Ärzte pro Dienst – vor allem in den Nachtstunden,
  • Geoortung über die 116117, um die Disponierung der Einsätze präziser und ressourcenschonender zu gestalten.

Diese Maßnahmen setzen umfangreiche Vorarbeiten voraus, die derzeit planmäßig durchgeführt werden. Dabei werden insbesondere Fahrtwege, Dienstfrequenzen und Vertretungsszenarien analysiert. Wichtig ist, dass auch künftig eine attraktive Gestaltung der Dienste gewährleistet bleibt – sowohl für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen als auch für Vertretungsärztinnen und -ärzte.

Pilotprojekt in Mittelbaden ab September 2025

Um die angestrebten Strukturen unter realen Bedingungen zu testen, hat die Vertreterversammlung in ihrer Sitzung im März 2025 grünes Licht für ein Pilotprojekt gegeben. Dieses startet am 1. September 2025 in der Pilotregion Mittelbaden, die die bisherigen Fahrdienstbezirke Baden-Baden, Ortenau und Rastatt umfasst. Die Pilotphase soll bis Ende März 2026 andauern.

Durch die Zusammenlegung der Regionen entsteht ein größerer Fahrdienstbereich, in dem die neuen Konzepte erprobt werden. Die Dienstbelastung im Fahrdienst wird dabei in diesen Regionen deutlich sinken. Die Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb fließen in die landesweite Umsetzung ab Herbst 2026 ein.

Im Pilotprojekt wird erstmalig auch ein Wunschdienstplan erprobt. Dabei sollen die Dienste nicht mehr einfach wie bisher zugeteilt werden. Die Mitglieder bekommen vielmehr die Möglichkeit, sich selbst die für sie passenden Dienste einzutragen. Damit wird der Fahrdienst noch einmal attraktiver und für die Mitglieder leichter zu handhaben. 

Keine Änderungen für Patientinnen und Patienten

Für die Bevölkerung bleibt der Ablauf unverändert: Hausbesuche finden weiterhin statt, sofern diese medizinisch indiziert sind. Die strukturierte Ersteinschätzung und Einsatzlenkung erfolgt wie bisher über die Servicestelle der 116117. Lebensbedrohliche Notfälle sind vom ärztlichen Bereitschaftsdienst weiterhin ausgeschlossen und werden umgehend an den Rettungsdienst weitergeleitet. Die KVBW steht hierzu in engem Austausch mit den regionalen Leitstellen und dem Rettungswesen.

Frühzeitige Information und laufender Austausch

Damit aus dem Piloten Erkenntnisse für die Umsetzung im gesamten Land gewonnen werden können, ist eine enge Einbindung der Verantwortlichen vor Ort und der Mitglieder in der Pilotregion erforderlich. Die KVBW hat daher nicht nur frühzeitig informiert, sondern wird auch den engen Austausch während der Pilotphase gewährleisten. 

Letzte Aktualisierung: 04.07.2025