Politik nach dem Prinzip: „Schlimmer geht immer“
"Mit Empörung und Fassungslosigkeit" hat der Vor-standsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Dr. Norbert Metke, Äußerungen des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Professor Dr. Karl Lauterbach, zurückgewiesen, der den Psychotherapeuten eine mangelnde Ausbildung, und damit indirekt eine schlechte psychotherapeutische Versorgung der Menschen in Deutschland vorgeworfen hat.
Metke ist überzeugt: „Der steigende Bedarf an Psychotherapeuten und Psychotherapie in Deutschland ist der Spiegel einer Gesellschaft, die mit sich selbst nicht mehr klar kommt. Hierfür sind ganz andere als die Psychotherapeuten verantwortlich.“ Psychotherapeuten absolvieren eine jahrelange akademische Ausbildung in ihrem Studium und bringen eine umfangreiche klinische Erfahrung mit, bevor sie selbständig therapeutisch tätig werden dürfen. Neben Ärzten und Psychotherapeuten gibt es in Deutschland kaum akademische Berufsgruppen, die eine längere qualifizierte Ausbildung erbringen. Darüber hinaus verschweigt Lauterbach dass diese - im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen - einer gesetzlichen Fortbildungspflicht unterliegen, die sie in ihrer Gesamtheit nachgewiesenermaßen minutiös wahrnehmen.
Metke findet die Äußerungen Lauterbachs bemerkenswert: „Lauterbach begründet seine Kritik an den Psychotherapeuten damit, dass sie ein aus England stammendes Klassifizierungssystem psychischer Erkrankungen nicht kennen würden. Das ist erstaunlich, schließlich gilt dieses System in Deutschland nicht. Wir kritisieren Professor Lauterbach auch nicht, die Spielregeln des amerikanischen Baseballs nicht perfekt zu beherrschen. Schließlich ist in Deutschland der Fußball Volkssport Nr.1 - auch wenn Lauterbach immer wieder gern den Baseballschläger gegen vermeintlich politische Gegner schwingt.“
Man solle sich auch in Zeiten des Wahlkampfs dem Niveau der Berufsgruppen, mit denen man diskutiert, wenigstens annähern. Darüber hinaus werde in Deutschland immer gern eins genommen: „Pragmatische inhaltliche Kritik mit Vorschlägen zur positiven Weiterentwicklung. Kritik klappt gut, der Rest muss noch geübt werden.“