Notfallpraxis in Backnang steht nicht zur Disposition

Die Berichterstattung der Backnanger Kreiszeitung zur Reform der ärztlichen Versorgung im Notfall im Raum Backnang hat unnötig zu Irritationen geführt.

„Die Aussagen der Backnanger Kreiszeitung sind schlichtweg falsch, insbesondere, was die Zukunft der Notfallpraxis in Backnang angeht. Die KVBW hat im vergangenen Herbst die Notfallpraxis in Backnang ausdrücklich in die Notfallversorgung im Rems-Murr-Kreis einbezogen. Daran hat sich nichts geändert. Es gibt keine Pläne in der KVBW, den Standort Backnang als Notfallpraxis zur Disposition zu stellen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Norbert Metke, am Freitag in Stuttgart. „Besonders ärgert es uns, dass hier Behauptungen in die Welt gesetzt werden, die lediglich auf Gerüchten basieren, ohne vorher einmal mit den Verantwortlichen gesprochen zu haben und deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.“

Der für den Notfalldienst zuständige Vorstand Dr. Johannes Fechner ergänzte: „Falsch ist auch die Behauptung, dass es zukünftig nur noch siebzig und zwar ausschließlich an Krankenhäuser angebundene Notfallpraxen im Land geben solle und dass der weitläufige Rems-Murr-Kreis dann außerhalb der Sprechstundenzeiten im ungünstigsten Fall nur noch von einer Notfallpraxis versorgt werden könnte. Das wiederum hätte für die Patienten extrem lange Fahrtwege zur Folge. Richtig ist, dass sich an der bisherigen Planung, wonach für den Rems-Murr-Kreis vier Notfallpraxen vorgesehen sind, nämlich an 365 Tagen des Jahres in Winnenden und Schorndorf sowie an den Wochenenden und Feiertagen zusätzlich in Backnang und Waiblingen, nichts geändert hat. Richtig ist aber auch, dass es Pläne gibt, die Notfalldienstbezirke in Baden-Württemberg von derzeit über 400 auf rund 70 zu reduzieren. Pro Notfalldienstbezirk wird es jedoch abhängig von der Verkehrssituation mindestens eine bis mehrere Notfallpraxen geben.“

Mit der Neuorganisation möchten die Ärzte im Land und die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) die ärztliche Versorgung stabilisieren. Durch den Ärztemangel im ländlichen Raum müssen sich immer weniger Ärzte die Dienste teilen. „Je höher die Dienstfrequenz, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein ausscheidender Arzt einen Nachfolger für seine Praxis findet", erklärt Fechner: "Es rückt eine neue Ärztegeneration nach, die auf geregelte Arbeitszeiten und freie Wochenenden großen Wert legt. Dieser Entwicklung müssen wir Rechnung tragen. Die Einrichtung von zentralen Notfallpraxen, insbesondere an Krankenhäusern, hat sich bewährt und genießt sowohl bei den Patienten und Ärzten hohe Akzeptanz.“­

Fechner abschließend: „Alle Beteiligten, auch Bürgermeister und Landräte, müssen sich darüber im Klaren sein, dass eine grundlegende Reform des Notfalldienstes unabdingbar ist, um die Zukunft der ambulanten Versorgung zu sichern. Wer hier nur auf seinen eigenen kleinen Bezirk schaut, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht zu Reformen bereit zu sein, die maßgeblich sind, um einen der wichtigsten Bestandteile unseres Gemeinwesens zu sichern: die ambulante medizinische Versorgung. Wir fordern daher alle Beteiligten auf, mit der KVBW konstruktiv zusammenzuarbeiten.“