Nicht weniger, sondern mehr Notfallpraxen
Die KVBW widerspricht Meldungen, die in einigen Medien gestern veröffentlicht wurden, wonach geplant sei, im Zuge der Notfalldienstreform die Zahl der Notfallpraxen zu verringern. In einer Mitteilung der KVBW heißt es: „Das Gegenteil ist der Fall: Wir wollen die Zahl der Notfallpraxen erhöhen. Eine Reduzierung soll es bei der Anzahl von Notfalldienstbezirken geben. Geplant ist hier, die bisherige Struktur von etwa 400 Notfalldienstbezirken im Land auf etwa 100 bis 150 zu verringern.“
Zentrale Anlaufstelle für die Patienten
In der aktuellen Struktur wird der Notfalldienst im Land in rund 400 Notfalldienstbezirken geleistet. In den meisten Bezirken versehen die Ärzte in ihren Praxen den Dienst. In einigen Bezirken gibt es stattdessen zentrale Notfallpraxen, also eine zentrale Anlaufstelle für die Patienten. Derzeit gibt es 72 Notfallpraxen im Land, die häufig auch an einem Krankenhaus angesiedelt sind. „Zentrale Notfallpraxen, vor allem an Krankenhäusern, haben sich bewährt. Die Patienten wissen immer, wohin sie fahren müssen, wenn sie den Notfalldienst in Anspruch nehmen müssen, und müssen nicht am Wochenende erst umständlich recherchieren, welcher Arzt gerade Bereitschaftsdienst hat und wo sich seine Praxis befindet. Außerdem können damit die Kompetenzen mit dem Krankenhaus gebündelt werden, Diagnosen können so an einem Ort durchgeführt werden, ohne dass der Patient noch einmal den Weg ins Krankenhaus antreten muss, um sich beispielsweise röntgen zu lassen. Daher streben wir an, wo immer es geht, in der neuen Struktur der Notfalldienstbezirke Notfallpraxen an Krankenhäusern zu eröffnen.“
Erforderlich ist die Reform des Notfalldienstes durch den sich abzeichnenden Ärztemangel. Die aktuelle Struktur beinhaltet viele kleine Bezirke, in denen sich nur wenige Ärzte den Notfalldienst teilen, so dass die Dienstbelastung für jeden Arzt hoch ist. Da der Notfalldienst eines der wichtigsten Kriterien für die Niederlassung junger Ärztinnen und Ärzte ist, kann diese Struktur so auf Dauer nicht aufrechterhalten werden. Die Reduzierung und damit Vergrößerung der Bezirke verteilt die Belastung aus dem Notfalldienst auf mehr Schultern und senkt damit die Zahl der Dienste. In Baden-Württemberg wird der Notfalldienst etwa zwei Millionen Mal im Jahr in Anspruch genommen, jeder Baden-Württemberger sucht damit statistisch etwa alle fünf Jahre ein Mal den Bereitschaftsarzt auf.