Impfchaos muss Konsequenzen haben

KVBW-Chef Dr. Norbert Metke fordert Konsequenzen aus den aktuellen Problemen mit der Verfügbarkeit von Grippeimpfstoffen.

Metke sagte am Freitag: „Wir haben jedes Jahr Grippetote in Deutschland zu beklagen. Daher unternehmen Ärzte, Krankenkassen und die Politik seit Jahren große Anstrengungen, um die Bevölkerung dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen. Und dann stehen in unserem hoch entwickelten Land nicht ausreichend Impfstoffe zur Verfügung. Das ist unfassbar und nicht zu akzeptieren. Der Gesetzgeber muss dies erkennen und verändern!“

Rabattsystem begünstigt Abhängigkeit von einem Hersteller

Aus Sicht Metkes müssten als Konsequenz daher die Strukturen überdacht werden. „Wir müssen uns überlegen, ob das aktuelle System zum Abschluss von Rabattverträgen zwischen Herstellern und Krankenkassen in Bezug auf Impfstoffe und andere biologisch hergestellte Arzneimittel (sog. Biologicals) nicht sofort einer Änderung zugeführt werden muss. Medikamente, die in chemischen Produktionsprozessen hergestellt werden, können rasch durch andere nachproduziert und ersetzt werden. Bei Biologicals und insbesondere Impfstoffen ist dies aufgrund der langwierigen Produktionswege nicht möglich. Die Folge ist, dass Lieferengpässe eines Herstellers nicht zeitnah ausgeglichen werden können. Hinzu kommt, dass die Unternehmen, die bei den Rabattverträgen nicht berücksichtigt werden, ihre Produktion verringern. Das Ergebnis ist die Abhängigkeit von einem Hersteller. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in planwirtschaftliche Verhältnisse abrutschen, in denen der Mangel das System bestimmt. Gerade bei Biologicals mit gleicher Wirkung, aber völlig unterschiedlichen Nebenwirkungen muss zukünftig der Arzt und nicht mehr das mögliche Einsparvolumen das ausschlaggebende Element für die Wahl eines Impfstoffes sein.“

Metke weiter: „Der größte Teil unserer Ärzte hat bereits frühzeitig Impfstoffe bestellt und wird daher bevorzugt beliefert. Rabattverträge für Grippeimpfstoffe bestehen in Baden-Württemberg für die laufende Impfsaison nicht. Dennoch hat uns der Landesapothekerverband gestern eine Quasi-Lieferunfähigkeit von Grippeimpfstoffen aller Hersteller in Baden-Württemberg mitgeteilt, die darauf zurückzuführen ist, dass im Norden Deutschlands der Hauptlieferant rabattierter Impfstoffe ausgefallen ist und damit für andere Regionen vorgesehene Impfstoffe dort benötigt werden. Das Ergebnis ist, dass es auch in Baden-Württemberg punktuell zu Engpässen kommen kann. Patienten sollten daher vorher bei ihrem Arzt nachfragen.“ Die KVBW bat zur Bewältigung der Situation heute alle Ärzte im Lande, ihre Impfstoffdepots für alle Grippeimpfungen zu verwenden, unabhängig davon, ob es sich um eine sogenannte Pflicht- oder Satzungsleistung handelt.