Eine bedrohte Spezies: IGeL zu Unrecht unter Beschuss
Individuelle Gesundheitsleistungen in der Arztpraxis (IGeL), stehen zu Unrecht mal wieder in der öffentlichen Diskussion. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hält IGeL-Leistungen überwiegend für eine sinnvolle Möglichkeit, den in Art und Menge begrenzten Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen im Sinne der eigenen Gesundheitsvorsorge auszuweiten.
„Die gesetzlichen Krankenkassen werden angesichts beschränkter Gelder nie das gesamte Leistungsspektrum von Schulmedizin und alternativer Medizin abdecken können. Reisemedizin und sportmedizinische Untersuchungen müssen beispielsweise als IGeL privat bezahlt werden. Wenn gewisse Leistungen oder Leistungsmengen nicht Teil des Angebots sind, ist das nicht gleichbedeutend mit einer negativen Bewertung“, kommentiert Dr. Metke, Vorstandsvorsitzender der KVBW, die viel diskutierten Zusatzleistungen. „Ich will das am Beispiel der Massage deutlich machen. Massagen haben einen nachgewiesenen Nutzen, den sie nicht durch eine Überschreitung der Menge verlieren. Trotzdem ist die Zahl der Anwendungen aus wirtschaftlichen Gründen pro Quartal begrenzt.“
Metke weiter: „Wenn uns der Arzt, dem wir uns anvertraut haben, aus gegebenem Anlass hier ergänzend zu einer individuellen Gesundheitsleistung rät, ist es uns selbstverständlich selbst überlassen abzuwägen, ob uns unsere Gesundheit das "Plus" wert ist. Aber Hand aufs Herz, die durchschnittliche IGeL-Leistung kostet nicht mehr als ein Haarschnitt beim Friseur oder ein Besuch im Nagelstudio.“
Der stellvertretende Vorsitzende der KVBW, Dr. med. Fechner, stellt fest: „Viele medizinische Leistungen, die heute Bestandteil des Angebots der gesetzlichen Krankenkassenversicherung sind, waren IGeL-Leistungen, so z. B. das Hautkrebs-Screening. Die Untersuchung der Haut auf krankhafte Veränderungen im Frühstadium ist heute für jeden gesetzlich Versicherten auf Kosten der Krankenkasse möglich. Maßgeblich dazu beigetragen haben die Patienten, die jahrelang das Screening auf Anraten des Arztes als IGeL-Leistung bezahlt haben und mit einer frühzeitigen Diagnose der Krebserkrankung sich selbst Leid und der Krankenkasse hohe Therapiekosten erspart haben, wie die Evaluation dieser IGeL-Leistung ergeben hat.“
Alles andere als Geldmacherei
Metke abschließend: „Solche Beispiele geben uns immer wieder Recht: IGeL ist alles andere als Geldmacherei von unseriösen Ärzten mit fragwürdigen medizinischen Angeboten für überängstliche Patienten. IGeL ist im Einzelfall eine sinnvolle Erweiterung des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenkassen und darüber hinaus als Bahnbrecher für dessen Weiterentwicklung unverzichtbar. Selbstredend müssen die ärztlichen Gremien auf die Seriosität der IGeL-Angebote achten.“