Die Kirche bleibt im Dorf – der medizinische Fortschritt nicht
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) begrüßt die Debatte um die Krankenhauspolitik im Land. KV-Chef Dr. Norbert Metke sagte am Donnerstag in Stuttgart: „Wir sind AOK-Chef Dr. Christopher Hermann ausgesprochen dankbar, dass er diese Debatte angestoßen hat. Wir halten es für wichtig, dass die Landesregierung ihren eingeschlagenen Weg weitergeht und die Krankenhauslandschaft konsequent den künftigen Herausforderungen anpasst.“
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Dr. Johannes Fechner, sparte nicht mit Lob für die Landesregierung: „Baden-Württemberg ist wesentlich weiter bei der Reform der Krankenhausstruktur als andere Länder. Gerade der Krankenhausbereich hat die höchsten Zuwachsraten hinsichtlich der Mittel, so dass niemand um die Überprüfung und Optimierung der Krankenhauslandschaft herum kommt. Eine Zentralisierung der Versorgung auf leistungsstarke und wirtschaftliche Krankenhäuser, wie sie Dr. Herrmann fordert, ist daher unumgänglich.“
Wenig Verständnis zeigte Metke für die Haltung von einigen Landräten und Teilen der Politik, die sich für eine Überregionalisierung und Parzellierung der gesamten medizinischen Versorgung im Lande einsetzen. „Es ist schon grotesk, wenn Krankenhausstrukturen außerhalb jeglichen Bedarfs als lokale Denkmäler geschaffen werden. Wir erwarten von der Politik, dass sie da einen Riegel vorschiebt, auch wenn es den eigenen Landkreis betreffen sollte.“
Metke weiter: „Fortschritt und die Komplexität der Medizin, mit daraus für die Kranken nicht für möglich gehaltenen Vorteilen, aber auch die Kosten dafür, erfordern zentrale Versorgungseinheiten, die die vorhandenen Ressourcen optimal nutzen. Bekanntlich steigt auch die Qualität ärztlicher Leistung bis zu einem gewissen Punkt mit der Frequenz. Und zwar nicht nur in der stationären, sondern auch in der ambulanten Versorgung.“
Der KV-Vorsitzende betonte, dass die niedergelassenen Ärzte ihren Beitrag zur Optimierung der Strukturen im Gesundheitssystem − vor allem in der Zusammenarbeit zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor − leisten, indem sie vieles ambulant erbringen, was in anderen Bundesländern stationär erfolgt. Mit dem Ergebnis, dass Baden-Württemberg die niedrigste Krankenhaus-Bettenzahl im Verhältnis zur Bevölkerung hat.
Fechner abschließend: „Baden-Württemberg ist bundesweit führend bei der Einbeziehung der Krankenhausärzte in den ambulanten Bereich. Wir haben den höchsten Anteil an ambulanten Operationen. Auch bei der Reform des Notfalldienstes, die wir derzeit durchführen, werden die Krankenhäuser wesentlich entlastet.“