Aussicht auf weniger Antibiotika auf dem Teller
Die niedergelassenen Ärzte warnen schon seit einiger Zeit vor der Zunahme von Antibiotika-Resistenzen ihrer Patienten. Antibiotika-Rückstände und die Kontamination mit multiresistenten Keimen (MRSA) bei Mastfleisch kommen als Ursache hierfür in Frage.
Schon Anfang des Jahres hatte Dr. Norbert Metke, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, in einem Schreiben an Ministerin Aigner darauf hingewiesen, dass es in absehbarer Zeit gegen einige Infektionskrankheiten kaum mehr wirksamen Behandlungen mehr geben wird. Umso wichtiger sei es, dass die Politik sich dieses Themas annehme.
Eine große Gefahr sieht Metke in multiresistenten Keimen: „Jedes Jahr stirbt eine beträchtliche Anzahl von Patienten in den Krankenhäusern, Tausende infizieren sich und können bei teilweise unsäglichen Leiden nur mit enormem Aufwand und hohen Kosten behandelt werden.“ Metke weiter: „Wenn Untersuchungen von Bundesinstituten 2009 gezeigt haben, dass in fast jeder vierten Fleischprobe von Hähnchen unerwünschte und größtenteils multiresistente Keime vorhanden sind, ist das nicht mehr hinnehmbar.“
Die niedergelassenen Ärzte warnen davor, Antibiotika-Rückstände als bedauerliche Nebenwirkung heutiger Tiermast einfach hinzunehmen. Die Folgekosten für das Gesundheitssystem und die Patienten seien enorm: Behandlung, stationäre Aufenthalte sowie Arbeitsausfall verschlängen heute schon hohe Summen. Als geradezu fahrlässig betrachten die Experten auch Äußerungen, wonach das Erhitzen bei der Zubereitung die Keime und Rückstände abtöte und der Verzehr damit unbedenklich sei.
Metke verweist weiterhin auf die gesundheitliche Gefährdung von Personen, die in der Tiermast arbeiten: „Tausende Beschäftigte von Großmastbetrieben sind verstärkt multiresistenten Keimen ausgesetzt. Diesen Personenkreis müssen wir schützen, aber auch berücksichtigen, dass er die Keime möglicherweise verbreitet.“
Die KVBW sieht es als ein Gebot der Stunde, den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast so weit wie irgend möglich zu reduzieren. Selbstverständlich sei auch der Verbraucher aufgefordert, Lebensmittel eigenverantwortlich gesundheitsbewusst auszuwählen.