Albtraum für Hausärzte und KV-Mitarbeiter
Deutlich hat sich der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Norbert Metke, von den Beschlüssen der KBV-Vertreterversammlung zum EBM-Hausärzte distanziert. Der Beschluss wurde am vergangenen Freitag in Berlin gegen die fünf Stimmen der Delegierten aus Baden-Württemberg gefasst. Metke informierte die Delegierten der Vertreterversammlung der KVBW in einem Rundschreiben über die abweichende Haltung des Vorstandes.
Zur Erläuterung sagte er am Mittwoch in Stuttgart: „EBM-Reformen lösen immer Panikattacken aus. Änderungen bringen Kalkulationsunsicherheit und damit nicht planbare Praxisführung mit sich. Die Auswirkungen sieht der Arzt frühestens nach einem halben Jahr mit dem Honorarbescheid. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Ergebnisse der EBM-Reform von den Mitgliedern selten als positiv empfunden wurden. Die jetzt getroffenen Beschlüsse zum Hausärzte-EBM werden sich nahtlos in diese Erfahrung einreihen, denn sie sind ein "Albtraum" für die Hausärzte und KV-Mitarbeiter.
Geplant ist ein Komplettumbau des EBM-Hausärzte, ohne dass neue Mittel ins System fließen - mit Ausnahme geringer Mittel für eine verbesserte palliative und geriatrische Versorgung sowie die Versorgung chronisch kranker Kinder. Dieser Komplettumbau umfasst Chroniker-Ziffern, zwingt zu vermehrter technischer Einzelleistung und weiterem und ist ohne Mehrwert für Arzt und Patient. Das neue System ist kompliziert, ausgesprochen bürokratisch, intransparent und geht wieder zu Lasten des Arztes, ohne ihn hierfür zu vergüten.“
Metke betonte, dass er die Änderung für die KVen für äußerst problematisch halte. „Für uns bedeutet das erneut unzählige Widersprüche, zusätzliche Plausibilitätsprüfungen, Auseinandersetzung über die Zeitprofile und unzufriedene Ärzte, weil sie nicht mehr nachvollziehen können, auf welcher Berechnung ihr Honorar erfolgt.“
Der KV-Vorstand weiter: „Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass wir permanent versuchen, die gleiche Geldmenge nach neuen und immer komplizierteren Methoden zu verteilen. 2014 soll der EBM sowieso einer Neuberechnung unterworfen und hiernach grundlegend überarbeitet werden. Warum müssen wir dann heute so am Rad drehen?“
Kritisch sieht Metke auch die Vergütungshöhe der neuen Grundpauschale für die konservativ tätigen Fachärzte. „Im Grundsatz halten wir es für eine gute Lösung, die konservativ tätigen Facharztkollegen zu stützen, die eindeutig zu den Verlierern der letzten EBM-Reform zählen. Aber die jetzt beschlossene Pauschale ist zu gering, so dass sie keines der Probleme der hauptsächlich konservativ tätigen niedergelassenen Fachärzte wird lösen können. Für uns kann die Implementierung der Pauschale fachärztlicher Grundversorgung ob ihrer Höhe daher nur ein Beginn, aber sicherlich nicht das Ende einer notwendigen Entwicklung und Stützung der konservativ tätigen Fachärzte sein. Leisten wir das aber nicht, wird es in absehbarer Zeit keine niedergelassenen Fachärzte in der heutigen Anzahl mehr geben.“