Spieglein, Spieglein an der Wand … wer erkennt nicht die Versorgungsrealität im Land?

Gries-Interview „an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten”

Als „an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten” bezeichnete der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Norbert Metke, das Interview von Prof. André Gries von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), das am Freitag im Ärztenachrichtendienst veröffentlicht wurde.

In dem Interview wiederholte dieser seine Vorwürfe, dass sich die KVen im Rahmen der Corona-Pandemie aus der Versorgung verabschiedet hätten. Metke sagte am Montag in Stuttgart: „Das erinnert mich stark an das Märchen ‚Schneewittchen’ der Gebrüder Grimm, in dem sich eine Königin jeden Tag von ihrem eigenen Spiegel bestätigen lassen musste, dass sie die Schönste im ganzen Land sei. Für einen Professor und Leiter einer großen Notfallmedizin ist das mehr als peinlich. Wir sollten alle gemeinsam froh sein, dass wir gut durch die Pandemie gekommen sind.”

Acht von zehn Corona-Patienten im Land wurden ambulant versorgt

Metke fuhr fort: „An der Diskussion, wer nun die Schönste im Corona-Land sei, beteiligen wir uns nicht. Ich möchte daher das Interview des DIVI-Kollegen zum Anlass nehmen, mich noch einmal ausdrücklich bei den Kolleginnen und Kollegen, dem Personal und den Organisatoren in den Krankenhäusern für die hervorragende Arbeit und die Zusammenarbeit während der Pandemie zu bedanken. Diese konnte den schwer Erkrankten die maximale Versorgung zukommen lassen, da 80 % der Corona-positiven in Baden-Württemberg ambulant versorgt wurden. Die Patienten, die stationär aufgenommen werden mussten, konnten sich so auf eine exzellente Versorgung verlassen.

Vor allem sind wir dankbar, dass uns Zustände wie in anderen Ländern erspart geblieben sind, in denen so viele Patienten in die Krankenhäuser geschickt wurden, dass diese überlastet waren und sich daher furchtbare Szenen in den Behandlungszimmern und Fluren abgespielt haben. Wir setzen auch weiterhin auf Versorgung statt auf politische Dialektik – wohl aus anderen Gründen –, sollte es zu einer zweiten Infektionswelle kommen.”

KVBW ist gut auf Erkältungssaison vorbereitet

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Johannes Fechner, betonte dass die KVBW gut auf die erwarteten knapp drei Millionen „Infektkranken” und deren Versorgung und Differentialdiagnostik in der kommenden Erkältungssaison vorbereitet sei.