eHealth Forum Freiburg: Akzeptanz der Digitalisierung durch Mehrwert erreichen

Welche Möglichkeiten die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet

KVBW/Markus Schwerer

Ob künstliche Intelligenz, personalisierte Medizin, E-Rezept oder Datensicherheit – das eHealth Forum der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zeigte die Vielfalt der Herausforderungen und Möglichkeiten durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen auf.

Rund 200 Gäste nahmen am vergangenen Samstag an der Veranstaltung in der Bezirksdirektion Freiburg teil, bei der Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen Rede und Antwort standen. Es wurde deutlich: Wenn es einen Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer gibt, steigt auch die Akzeptanz digitaler Anwendungen. 

Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen

Das eHealth Forum stand ganz im Zeichen der Chancen, die sich durch eine umfassende Digitalisierung im Gesundheitswesen ergeben können, etwa bei der Patientendokumentation und der Kommunikation aller Leistungserbringer.

„Es hat keinen Sinn, sich der Digitalisierung zu verweigern, denn diese umfasst mehr als nur die leidige Telematikinfrastruktur (TI). Als Ärzte müssen wir die Prozesse aktiv mitgestalten, sonst werden wir von anderen digitalisiert. Wenn digitale Tools einen Mehrwert bieten und eine Arbeitsentlastung bringen, steigt auch die Akzeptanz“, so KVBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun.

Er kündigte an, dass die KVBW in diesem Jahr noch einen digitalen Antragsservice, welcher einen relevanten Geschäftsprozess der KVBW an der Schnittstelle zur ihren Mitgliedern Ende-zu-Ende digitalisiert, an den Start bringen werde.

KI als Arbeitserleichterung für den Praxis- und Klinikalltag

Dass künstliche Intelligenz in Kombination mit Spracherkennung eine enorme Arbeitserleichterung für den Praxis- und Klinikalltag bedeuten, verdeutlichte Patrick Oestringer von der Freiburger Firma Averbis. Beim Diktieren werden damit Diagnose, Labor- und Vitalparameter sowie Medikamente direkt tabellarisch mit den korrekten Fachbegriffen dokumentiert und erfasst.

Bevor auch für Niedergelassene eine entsprechende Software zur Verfügung steht, ist es jedoch noch ein langer Weg. Fragen wie Datenschutz aber auch die Interoperabilität sind noch ungeklärte Punkte. „Die KI ist nur ein Bestandteil, etwa wie der Motor beim Auto. Damit es fährt, braucht es noch viele weitere Teile“, stellte Oestringer klar. 

Medienbruchfreies Kommunikationswerkzeug notwendig

Was bisher fehlt, ist ein sicheres und medienbruchfreies Kommunikationswerkzeug. Die gematik entwickelt zurzeit den TI-Messenger, der schon im Sommer auf den Markt kommen und sektorenübergreifend eingesetzt werden soll. Fünf dieser „Kurznachrichtendienste für das Gesundheitswesen“ von verschiedenen Anbietern befänden sich derzeit in der Zulassung, berichteten Timo Frank und Lina Rausch von der gematik. „Sie sollen alle miteinander kompatibel sein.“ Kernstück ist ein Verzeichnisdienst mit den Adressen aller Beteiligter im Gesundheitswesen“.

Pflegedienste und Telematikinfrastruktur (TI)

Auch die Pflegedienste versprechen sich von digitalen Anwendungen eine Arbeitsentlastung. Aufgabe von Thomas Heine vom Landeskompetenzzentrum Pflege & Digitalisierung Baden-Württemberg ist es, rund 3.000 ambulante und stationäre Pflegedienste an die Telematikinfrastruktur (TI) anzuschließen. Während bei den Ärzten und Psychotherapeuten 98 Prozent aller Praxen an die TI angeschlossen sind, „haben einige Pflegedienste dieses Wort noch gar nicht gehört“. Durch den Aufbau lokaler Netzwerke will Heine die Akteure für das Thema sensibilisieren und gewinnen.  

Herausforderungen beim eRezept

Was beim eRezept noch alles nicht optimal lief, zeigte der Feldversuch mit einigen Praxen in der Testregion KV Westfalen-Lippe (KVWL). Das Setzen der Signatur dauerte zu Beginn acht Minuten, in denen die Praxissoftware lahmgelegt war. Inzwischen sind es acht Sekunden, was immer noch mehr Zeit in Anspruch nimmt als eine handschriftliche Unterschrift. „Die Probleme sind bekannt und werden angegangen“, machte der zuständige IT-Experte Jakob Scholz Hoffnung auf weitere Optimierungen. 

Digitale Kompetenz muss gestärkt werden

Die Expertenrunde war sich einig, dass es notwendig ist, die digitale Kompetenz aller Leistungserbringer sowie der Patientinnen und Patienten zu stärken. In Baden-Württemberg gibt es dazu bereits das Multiplikatoren-Programm DIKOMED_BW unter Federführung der Koordinierungsstelle Telemedizin (KTBW). Bei DIKOMED-BW werden stationäre und mobile Showrooms im medizinischen und pflegerischen Bereich aufgebaut und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zur Digitalkompetenz geschult. Beispielhaft sind auch der Digital Health Truck der KTBW sowie die digipraxis der KV Westfalen-Lippe, die digitale Anwendungen für Angehörige des professionellen Gesundheitswesens sowie für Patientinnen und Patienten erlebbar machen.