Innovationsfondprojekt fördert Einsatz von Pflegefachkräften in hausärztlichen Praxen
Wie können Pflegefachkräfte hausärztliche Praxen bei der Versorgung chronisch kranker Patienten unterstützen? Diese Frage untersucht das neue Innovationsprojekt PRIMA der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). In den 20 teilnehmenden Praxen wird die Beschäftigung von Pflegefachkräften finanziell gefördert. Das Projekt läuft bis Mitte 2027.
In vielen – meist ländlichen – Regionen ist die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung gefährdet. Rund 1000 Hausarztsitze sind in Baden-Württemberg derzeit unbesetzt. Der demographische Wandel wird dieses Problem verstärken. In den kommenden Jahren gehen die „Babyboomer“ in den Ruhestand und für viele Praxen wird es keinen Nachfolger geben. Gleichzeitig wächst der Anteil älterer Menschen, die medizinischer Betreuung durch eine Hausarztpraxis bedürfen. Das erhöht den Druck auf die verbleibenden Praxen.
Neue Versorgungsmodelle sollen hausärztliche Praxen entlasten
„In unserem Innovationsfondsprojekt PRIMA untersuchen wir, wie neue Versorgungsmodelle hausärztliche Praxen entlasten können und lassen dies durch die Technische Universität München und dem Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung in Tübingen auch wissenschaftlich untersuchen“, erklärt KVBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun.
Im Mittelpunkt stehen Pflegefachkräfte, die zum Team einer Hausarztpraxis gehören und in den Praxisalltag integriert werden. Sie übernehmen pflegerische Aufgaben und weiten so das Versorgungsspektrum der Praxen aus. Die Pflegefachkräfte werden für die Betreuung und Versorgung von chronisch Kranken eingesetzt. An ihnen soll der Effekt einer engmaschigen Begleitung und koordinierten Versorgung untersucht werden. Pro Praxis und Pflegefachkraft sind mindestens 112 chronisch kranke Patientinnen und Patienten zu betreuen. Die teilnehmenden Hausarztpraxen sollen im Projektzeitraum neue Strukturen und Prozesse etablieren, um sich zu multiprofessionellen Primärversorgungszentren weiterzuentwickeln. Im Juli starten die Basisschulungen für die Pflegefachkräfte, danach finden drei praxisindividuelle Workshops sowie Netzwerktreffen statt.
Multiprofessionelle Praxisstrukturen
KVBW-Vorständin Dr. Doris Reinhardt betont die Vorteile des Projektes: „Hausarztpraxen profitieren, wenn sie multiprofessionelle Praxisstrukturen entwickeln. Findet diese Zusammenarbeit im Praxisteam statt, sind viele sinnvolle Versorgungsprozesse möglich, die letztendlich die Patientenversorgung verbessern. Durch die Beschäftigung von Pflegefachkräften können Hausärztinnen und Hausärzte die wohnortnahe ambulante Patientenversorgung noch umfassender gestalten.“
Das Projekt wird aus Mitteln des Innovationsfonds finanziert. Das beinhaltet die Förderung von Pflegefachkräften mit einer monatlichen Pauschale für projekt-, studien- und patientenbezogene Tätigkeiten. Zusätzlich können teilnehmende Hausärzte je eingeschriebenem Patienten eine PRIMA-Quartalspauschale abrechnen.
Die Projektleitung obliegt der KVBW, Konsortialpartner sind das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung (IAIV) am Universitätsklinikum Tübingen, die Technische Universität München (TUM) sowie das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Als Projektpartner beteiligen sich zudem die AOK Baden-Württemberg und das IGES Institut.