Ambulante und belegärztliche Geburtshilfe gefährdet

Haftpflichtbeiträge für Ärzte zu hoch

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) befürchtet, dass es auf Dauer in kleineren Krankenhäusern in der Fläche oder auf dem Land keine Geburtshilfe von niedergelassenen Ärzten als Belegärzte mehr geben wird.

Geburtsstation im Charlottenhaus in Gefahr

Der Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Norbert Metke, sagte am Donnerstag in Stuttgart: „Die Geburtsstation im Charlottenhaus in Stuttgart ist aktuell gefährdet, weil einer der Belegärzte seine Tätigkeit nicht mehr weiterführt. Einer der Hauptgründe dafür ist der hohe Beitrag für die Haftpflichtversicherung. Wenn Ärzte Beiträge von bis zu 70.000 Euro pro Jahr für die Haftpflichtversicherung leisten müssen, müssten sie mehr als 300 Müttern pro Jahr helfen, dass ihre Kinder das Licht der Welt erblicken, nur um daraus die Prämie für die Haftpflichtversicherung zu bezahlen. Das ist grotesk. So wird es auf Dauer keine ambulante oder belegärztliche Geburtshilfe mehr geben.“ Die Folgen seien heute bereits deutlich spürbar. „In den letzten Jahren ist die Zahl der Geburtshilfe durch Belegärzte in Baden-Württemberg um etwa ein Drittel zurückgegangen.“

Arzt-Patienten-Verhältnis untragbar verrechtlicht

Metke beklagte, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis immer stärker verrechtlicht werde. „Ärztliche Fehler bei einer Geburt, die zu einer Schädigung des Kindes oder der Mutter führen, sind Gott sei Dank selten. Trotzdem ist das Risiko hoch, weil ein Arzt, der Geburtshilfe leistet, riskiert, bis zu 30 Jahre nach der Geburt in Haftung genommen zu werden. Das ist nicht mehr tragbar.“ Metke warnte: „Wenn wir hier nicht gegensteuern, werden wir auf Dauer die Versorgung gefährden. Denn das führt dazu, dass es immer weniger Geburtsstationen überhaupt im Land, insbesondere in der Fläche gibt.“

Lösungsansatz Staatshaftung

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Johannes Fechner, wies darauf hin, dass das Problem schon lange bekannt sei und die Ärzte immer wieder darauf hingewiesen hätten. „Wir stellen schon seit Jahren klar, dass das nicht nur ein Problem der Hebammen ist, sondern die ganze Geburtshilfe betrifft. Übrigens auch die Kliniken. Gehört wurden wir nicht. Damit haben wir viel Zeit verloren, um nach einer Lösung zu suchen. Die könnte eine Staatshaftung wie auch bei den Hebammen sein. Es eilt!“