Ahnungslos durch die Pandemie

Ärzte und Mitarbeiter in den Praxen in Baden-Württemberg lassen sich durch Hilde Mattheis (SPD) nicht verleumden

Als „unglaublich“ hat der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) Dr. Norbert Metke die Kritik der SPD-Bundestagsabgeordneten Hilde Mattheis (SPD) an den niedergelassenen Ärzten und der KVBW bezeichnet. „Wer keine Ahnung hat, sollte sich auch nicht äußern. Alles andere richtet nur Schaden an und wird peinlich.“ (Hinweis der Redaktion: Metke hat das Wort „Verleumdung” in einer neuen Pressemitteilung inzwischen zurückgenommen).

Mattheis hatte den niedergelassenen Ärzten mangelndes Problembewusstsein und mangelnden Einsatz bei der Bewältigung der Corona-Pandemie vorgeworfen (siehe änd: Corona-Tests - Matheis sieht „mangelndes Problembewusstsein“ bei den KVen). „Wir sind gespannt, wie es unsere 21.500 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten und ihre rund 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort und die 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KVBW, auch in den Notfallpraxen, empfinden, wie ihre Arbeit von einzelnen Bundestagsabgeordneten bewertet wird. Das ist eine bodenlose Unverschämtheit und Frechheit sondergleichen.“

Metke erläuterte, was die niedergelassenen Ärzte und die KVBW in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen und Landratsämtern und Ehrenamtlichen sowie der Landesärzte­kammer geleistet haben: „Wir haben im ersten Halbjahr 2020 etwa 700.000 Patienten mit Corona-Erkrankungen in den Praxen der niedergelassenen Ärzte behandelt. In der Hochzeit der ersten Phase sind 70 Fieberambulanzen und 270 Corona-Schwerpunktpraxen innerhalb kürzester Zeit aufgebaut worden. Damit konnten etwa 90 Prozent  der Erkrankten und der Verdachtsfälle ambulant behandelt werden. Die Labore arbeiten seit Monaten im 3-Schicht-Betrieb. In Vorbereitung einer Abstrichwelle im Herbst haben wir jetzt eine Struktur von 700 Corona-Schwerpunktpraxen geschaffen.

Ärzte und Mitarbeiter am Rande der Kapazitätsgrenze

Aktuell bauen wir in allen Landkreisen Abstrichstellen auf, um die Urlaubsrückkehrer zu testen, unter anderem auch an den Flughäfen im Land, am Bahnhof Stuttgart und an der A5 in Südbaden. Bereits in der Hälfte der Kreise ist dies erfolgt. Die Ärzte und die Mitarbeiter arbeiten am Rande der Kapazitätsgrenze, um das alles irgendwie gestemmt zu bekommen.“

Metke weiter: „Und welchen Beitrag leistet die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis für die Bewältigung der Pandemie? Verleumdung und Unkenntnis. Uns ist nicht bekannt, dass irgendein relevanter sachdienlicher Vorschlag oder Unterstützung aus dieser Richtung gekommen wäre. Die Ärzteschaft und die KVBW verbitten sich daher eine derartige Kritik. Der größte Freund des Virus ist derjenige, der es nicht ernst nimmt. Der größte Feind der Versorgung ist derjenige, der die Leistung der Beteiligten nicht ernst nimmt.“

Pragmatische Zusammenarbeit im Land

Der KVBW-Chef verwies darauf, dass die Umsetzung in Baden-Württemberg in großem Einvernehmen und einer exzellenten Zusammenarbeit mit dem Land, den „hochpragmatischen“ Krankenkassen, den Krankenhäusern, den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des DRK und anderer Organisationen vor Ort sowie den Landkreisen und Städten erfolgt sei.

Metke abschließend: „Im kommenden Jahr wird es Veränderungen in der Zusammensetzung des Deutschen Bundestages geben, auch im Wahlkreis Ulm. Wir können nur hoffen, dass dann auch in der SPD Baden-Württembergs bei allen Abgeordneten die bisher stets anerkannte Sachkenntnis und Sachlichkeit wieder zurückkehren wird.“