Unverantwortlich! Menschliches Leid ist keine „Es lohnt sich nicht“-Frage

Landesverband der Dermatologen und Kassenärztliche Vereinigung kritisieren Bericht zum Hautkrebsscreening

Der Landesverband der Dermatologen und die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg halten einen Bericht des Magazins „Kontraste“ zum Hautkrebsscreening für unverantwortlich. In dem Bericht des Magazins wird das Hautkrebsscreening als unnötig bezeichnet. Die Autoren berufen sich auf eine Studie, die bemängelt, dass die Sterblichkeit bei Hautkrebs nicht gesunken sei.

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Dermatologen, der Heilbronner Hautarzt Dr. Bernd Salzer, sagte am Montag in Stuttgart: „Ich halte es für eine krasse Fehlinformation der Patienten, den Nutzen des Hautkrebsscreenings, welches ausgesprochen erfolgreich ist, in Frage zu stellen. Was sollen wir von einer Studie halten, die als Kriterium nur die Sterblichkeitsrate eines von mehreren Hautkrebstypen untersucht, dabei aber die anderen Hautkrebsarten vergisst und ebenso unberücksichtigt lässt, dass durch das Hautkrebsscreening insbesondere auch schwere Krankheitsverläufe verhindert werden?“

Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Norbert Metke, zeigte wenig Verständnis für den Bericht. „Wir betreiben einen hohen Aufwand, um für mehr Prävention in der Bevölkerung zu werben, und müssen dann auch noch die Präventions-maßnahmen verteidigen. Bei der Prävention des Hautkrebses entdecken wir zusätzlich viele andere Tumore und insbesondere ihre Vorstufen. Wir ersparen den Menschen damit häufig schweres Leid. Prävention darf nie zu einer Frage werden, ob sie sich im Durchschnitt lohnt. Es zählt allein der Nutzen für den einzelnen Betroffenen.“

Für Dr. Salzer steht der Nutzen des Hautkrebsscreenings außer Frage. „Bei Männern und Frauen ist Hautkrebs ist die häufigste Krebsursache. Wir stellen in unseren Praxen fest, dass immer jüngere Patienten an Hautkrebs erkranken. Der besonders gefährliche schwarze Hautkrebs (Melanom) hat in den vergangenen 40 Jahren um 700 Prozent zugenommen. Gleichzeitig wissen wir, dass Hautkrebs, wenn er früh erkannt wird, die Krebsart ist, die fast immer geheilt werden kann. Wir haben heute in Deutschland nach der Schweiz die beste Überlebensrate bei Patienten, die einen schwarzen Hautkrebstyp aufweisen. Und unabhängig von der reinen Untersuchung sollte nicht vergessen werden, dass das Hautkrebsscreening auch eine Beratung in Sache Vorsorge gegen Hautkrebs beinhaltet. Da noch an der Sinnhaftigkeit des Hautkrebsscreenings zu zweifeln, ist für mich unverständlich.“

Der KVBW-Chef  sieht daher keine Veranlassung, die bisherige Haltung zum Hautkrebsscreening zu verändern. „Die Hautärzte gemeinsam mit vielen in der Hautkrebsprävention fortgebildeten Hausärzten, die Krankenkassen im Lande und die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg haben ein vorbildliches Paket zur Hautkrebsvorsorge geschnürt. So ist der Kreis der Patienten, die ein Hautkrebsscreening in Anspruch nehmen können, in den letzten Jahren erweitert worden. Die Versicherten in Baden-Württemberg können damit auf ein erstklassiges Angebot zurückgreifen und werden sich nicht von Populismus auf dem Boden unvollständig erfolgter oder dargestellter Recherchen verunsichern lassen.“