Der Arzt hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Und er weiß nun, was er wert ist: nichts!

Stellungnahme zu den Honorarverhandlungen 2021 auf Bundesebene

Mit Empörung hat der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) das Ergebnis der Honorarrunde in Berlin zur Kenntnis genommen.

Pandemie verursacht Mehrkosten

Der Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Norbert Metke, kommentierte das Ergebnis am Mittwoch: „Man sieht eben immer wieder, wenn‘s zum Schwur kommt, was alle bisherigen Beteuerungen wert sind. Nichts! Da werden zwar alle Akteure im Gesundheitswesen nicht müde zu betonen, welch entscheidenden Beitrag die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in der Bewältigung der Pandemie geleistet haben. Unsere Ärzten haben erhebliche Mehrkosten durch hohe Hygieneanforderungen zum Schutz der Kranken, leisten mit ihren zu bezahlenden Mitarbeitern unbegrenzt Mehrarbeit in ihren Praxen und Sondereinrichtungen wie Fieberambulanzen, Corona-Schwerpunktpraxen und Abstrichstellen an Flughäfen, Bahnhöfen, Autobahnen und Sondereinrichtungen, um die Infektion einzudämmen und die Kranken zu versorgen. Und dann wird das Honorar 2021 gerade mal um magere 1,25 Prozent steigen. Das ist im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Gruppen nicht angemessen und eine demotivierende Ohrfeige für die Ärzte. Der Arzt scheint seine Schuldigkeit getan zu haben und soll gehen. Schade, wenn er dies tut.“

Sein Vorstandskollege Dr. Johannes Fechner verwies auf das große Engagement von Ärzten und deren Mitarbeitern in den Praxen während der Pandemie: „Da ist Unglaubliches geleistet worden. Allein in Baden-Württemberg sind im ersten Halbjahr 2020 knapp 450.000 Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Infektion in den Arztpraxen und den Einrichtungen der Niedergelassenen behandelt worden. Das sind über 90 Prozent aller ambulant behandelten Corona-Patienten. Wenn die niedergelassenen Ärzte durch die in Berlin Verantwortlichen weiter demotiviert werden, wird jede Versorgungsstrategie der medizinischen Versorgung ins Leere laufen müssen und der von uns nicht gewünschte Start einer durch die GKV gewollte Zweiklassenmedizin sein.“

Ärger über den GKV-Spitzenverband – Lob für die Kassen im Ländle

Metke zeigte sich vor allem verärgert über den Spitzenverband der Krankenkassen im Bund und den unparteiischen Vorsitzenden des Erweiterten Bewertungsausschusses, dessen Stimme letztendlich den Ausschlag gegeben hat. „Das ist schon bitter, wenn die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten so einen Schuss vor den Bug bekommen. Ich frage mich dann immer, wie die Verantwortlichen sich vorstellen, wie das weitergeht. Was die Pandemie angeht, sind wir noch lange nicht durch. Es wird auch weiterhin auf das Engagement der Ärzte und der Praxisteams ankommen, wie wir die weitere Entwicklung bewältigen.“ 

Der KVBW-Chef lobte hingegen die Krankenkassen im Land für ihre konstruktive und pragmatische Haltung. „Da können wir in Baden-Württemberg nur froh sein, dass die Vertreter der Krankenkassen im Ländle sich nicht in alten dialektischen Grabenkämpfen verlieren, sondern wir gemeinsam nach Lösungen für die Menschen suchen, statt politische Sprüche zu klopfen. Wir, Krankenkassen und Ärzte im Ländle, haben gezeigt, dass wir Versorgung selbst besser können und wollen das alleine tun. Wir wollen eine regionalisierte Gesundheitsversorgung. Wieder einmal zeigt sich, dass zentralistische Entscheidungen aus Berlin politisch dialektischer Alltagsbrei sind, der die Bedarfe der Regionen nicht kennt und damit die hohen Beiträge der Arbeitenden in Baden-Württemberg diesen nicht in Form optimierter Versorgungsstrukturen zurückgibt, sondern diese mittelfristig unmöglich macht. Wir im Ländle können alles, nur nicht akzeptieren was uns schadet.“